Juso wirbt mit antisemitischer Symbolik für Spekulationsstopp-Initiative

(bel/dbr) Die Initianten der Spekulationsstopp-Initiative, die Juso, haben eine Hetz-Karikatur mit deutlich antisemitischem Charakter veröffentlicht.

Die Karikatur von «Pigr» zeigt einen fetten Spekulanten, der Bundesrat Schneider-Ammann am Arm packt, um den Löffel Brei in seinen eigenen gierigen Schlund zu führen. Das dünne, dunkelhäutige Kind dahinter geht leer aus.

Dabei lassen sich die Jung-Sozialisten von historischen Assoziationen leiten. Die Jung-Sozialisten stellen sich einen Spekulanten als «ewigen Juden» vor:

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Mit Hakennase, schwarzer Hut und Schläfenlocken-ähnlichen Koteletten.

 Die «Finanz-Lobby» führt die Regierung wie eine Marionette.

 Kinder sind seine Opfer.

Ähnlich bis identisch stellten die National-Sozialisten einen Bonzen dar. Gauleiter Julius Streicher wäre gewiss stolz auf die Juso-Karikatur und hätte sie in seiner Nazi-Zeitschrift «Stürmer» aufgenommen.

Ist es abgrundtiefe Dummheit, gepaart mit mangelndem historischen Bewusstsein, dass die Jusos eine solche antisemitische Hetz-Karikatur veröffentlichen, oder tun sie dies ganz bewusst? Man darf mit Fug davon ausgehen, dass die Jung-Sozialisten wissen, was sie tun.

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Denn diese antisemitische Symbolik wird von «Globalisierungsgegnern» seit Jahren für Kritik am bestehenden System verwendet. Siehe Samuel Salzborn in der Jüdischen Allgemeinen.
Der Antisemitismus kommt nicht nur in der antisemitischen Hetz-Zeichnung zu tragen, sondern auch in der Vulgär-Kapitalismuskritik der Jungsozialisten, die strukturell antisemitisch ist.

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Wer sich über die Linken und ihren strukturellen Antisemitismus der verkürzten Kapitalismuskritik weiterbilden möchte, dem sei dieser exzellente Artikel von Thomas Schmidinger empfohlen.

Zur Einführung eignet sich auch diese Wiki-Erklärung:

« Als strukturell antisemitisch werden Ideologien bezeichnet, die sich nicht ausdrücklich gegen Juden richten, aber dem „klassischen“ Antisemitismus von ihrer Begrifflichkeit und Argumentationsstruktur her ähneln. Gemeint ist vor allem die aus dem Frühsozialismus stammende Unterscheidung von Finanzkapital und Produktivkapital, wobei Ersteres mit seinen Repräsentanten identifiziert wird. Diese werden für die Armut und das Leiden des „kleinen Mannes“ verantwortlich gemacht. Oft kommt der Vorwurf dazu, die „reichen Bonzen“ würden nur von der Arbeit der ehrlichen Arbeiter leben, während sie selbst nicht arbeiteten.

Durch diese Personalisierung und Verkürzung einer marxistischen Gesellschaftskritik ähneln Ideologien, die das Finanzkapital und seine Vertreter ablehnen, strukturell dem Antisemitismus und können in Judenhass übergehen oder diesen fördern. Seit dem Mittelalter waren berufliche Tätigkeiten der Juden, denen Landbesitz untersagt war und die von der Zugehörigkeit zu Zünften ausgeschlossen waren, auf den in christlichen Kreisen verpönten Geldverleih beschränkt, so dass sie bald als Wucherer geächtet wurden. Seit der Französischen Revolution wurden sie mit der „Zirkulationssphäre des Kapitals“ in Verbindung gebracht. Dabei verwies man stets auf einzelne reiche jüdische Bankiers (Beispiel Rothschild) oder „Spekulanten“, die als typische Vertreter aller Ausbeuter galten. So wurde das Judentum als treibende Kraft des entstehenden Kapitalismus bezeichnet. Auch die Nationalsozialisten stellten „schaffende“ Deutsche den „raffenden“ Juden gegenüber und identifizierten das Finanzkapital mit dem Judentum.

Eine im Jahr 2002 von der EU in Auftrag gegebene Studie zu Antisemitismus kommt zu dem Ergebnis, dass sich Globalisierungskritiker antisemitischer Stereotype bedienen würden. Der Mitautor der Studie, Werner Bergmann, verweist darauf, dass es „unter anderem die Diskussionen innerhalb von Attac Deutschland [waren], die uns darauf aufmerksam gemacht haben“, weil sie dazu geführt hätten, dass „teilweise auch Rechte mit eindeutig antisemitischen Stellungnahmen mitmarschiert“ seien. Auch Ideologien, die eine Neue Weltordnung heraufziehen sehen, in welcher bestimmte Gruppen insgeheim die Weltherrschaft an sich zu reißen versuchen (z. B. Antiamerikanismus), werden als struktureller Antisemitismus gedeutet. Eine strenge Abgrenzung zwischen strukturellem und sekundärem Antisemitismus ist nicht möglich.

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Übrigens: Jegliche Kritik an der Karikatur haben die Juso systematisch gelöscht – auch diesbezüglich stehen sie ganz in totalitärer Tradition.

Nachdem die Proteste immer stärker wurden, haben die Jusos schliesslich ihre «Stürmer»-Karikatur gelöscht. Ohne Hinweis, ohne Entschuldigung. Ohne sich der Debatte zu stellen. Feige. Rückgratlos.

Apropos: Die FDP hatte mal eine ähnliche Karikatur publiziert. Die Unia nannte sie «Stürmer»-ähnlich. Der Tages-Anzeiger schrieb gross darüber.
Wetten, dass der Tages-Anzeiger den gnädigen Mantel des Schweigens über die antisemitische Hetz-Karikatur der jungen Sozialisten legt?

Update:, 23.01.2016: 

Juso hat auf ihre FB-Seite folgende Stellungnahme veröffentlicht:

Nachtrag, 24.01.2016//Pressemeldungen: 

Watson: Juso entschuldigt sich für antisemitische Karikatur, SIG spricht von «Fehlleistung»…

Blick.chAntisemitische Karikatur war ein «Fehler»

 Blick am Abend: Antisemitische Karikatur war ein «Fehler»

 Sonntags Zeitung: Jungsozialisten werben mit antisemitischer Karikatur

1815.ch Juso muss sich für Walliser Karikatur entschuldigen

rro.ch Schweiz: Walliser Künstler sorgt für Aufruhr

NZZ: 12576103_10206663559079977_1838967143_n.jpg

 JTA: Swiss socialist group apologizes for publishing anti-Semitic caricature

The Times of Israel: Swiss socialist group apologizes for anti-Semitic caricature

JSSNews: Suisse: les socialistes s’excusent après avoir diffusé une caricature antisémite

3 Gedanken zu “Juso wirbt mit antisemitischer Symbolik für Spekulationsstopp-Initiative

  1. Die SPD hat in ihren jüngeren programmatischen Aussagen und Papieren (z.B. Beschluss SPD-BTFraktion 8.1.2016) den Linksextremismus als Gegner eliminiert, sei es, weil man die SED-LINKE hoffähig machen wollte, sei es weil sich schlicht keine Mehrheit mehr fand und man dem (berechtigten) „Kampf gegen Rechts“ zZ alles unterordnet. Seitdem sind Aktionsbündnisse von Parteiorganisationen mit linksextremen Gruppen kein Tabu mehr. Willy Brandt wäre nicht „amused“.

  2. Jungnationalsozialisten

    Bislang neigte ich sporadisch noch dazu, zwischen Rechts- und Linksextremismus differenzieren zu wollen. Hier der dumpfbackige, xenophobe braune Hooliganismus, dort der nicht minder gewaltverherrlichende, vielleicht ideologisch stellenweise interessanter argumentierende Rot-Terror.

    Die aktuelle Meisterleistung der Juso-Karikatur bestätigt hier nur auf offizieller Partei-Ebene, was an einschlägigen städtischen Stammtischen regelmässig vernommen werden kann, nämlich, dass unter extremen Linken das ganze Spektrum von Holocaust-Trivialisierung bis hin zu offenem Israel-Hass und Antisemitismus salonfähig geworden ist.

    Der beste Zeichner braucht ein bis zwei Minuten, um durch sein schöpferisches Genie die Spekulationsstopp-Initiative-Karikatur zu Gestalt zu bringen. Also Zeit genug, um die kritische Masse an Neuronen zu mobilisieren, um den rot-braunen Dreck bereits in seiner Entstehungsphase zu riechen. Spätestens die parteiliche Propaganda-Qualitätskontrolle hätte ein anderes Rot sehen müssen, als die Zeichnung zum Proof-Reading unterbreitet wurde.

    Im Gegensatz zu Mohammed-Karikaturen wird mit solcher Propaganda keine Religion oder Ideologie veräppelt sondern gezielt eine Menschengruppe diffamiert, die Opfer der grössten menschlichen Katastrophe wurde. Die Täter dieser Katastrophe hatten ebenfalls den Begriff „Sozialismus“ in ihrem Parteinamen. Aber die Parteinamen sind irrelevant, wenn das ihnen zugrunde liegende Gedankengut dasselbe ist.

    Was ist mit einer solchen Partei zu tun? Nun, als Wähler hat man die Wahl, Antisemiten nicht zu politischer Macht kommen zu lassen. Innerparteilich ist zu überlegen, ob man für kommende Wahlen nicht doch eine Listenverbindung mit einer noch zu gründenden Schweizer Pegida eingehen möchte.

    Andreas Koch, Hombrechtikon

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