Das Zentrum des Bösen

imageDavid Dürr

Ich weiss, ich wiederhole mich. Aber die Lüge, der ich hier wieder einmal widersprechen möchte, wird eben auch ständig wiederholt, Tag für Tag, Jahr für Jahr: Die bösen Banken!

Nicht nur haben sie aus lauter Gier eine Weltwirtschaftskrise vom Zaun gebro­chen, nicht nur mussten die Staaten sie dann mit Milliarden von Steuergeldern vor dem Unter­gang retten, nicht genug damit. Nein, sie hatten bei all dem noch die zutiefst unmoralische, ja krimi­nelle Unverfrorenheit, dem üblen Geschäft der Steuerhinterziehung Vorschub zu leisten. Schwere Schuld haben sie auf sich geladen und furchtbar soll ihre Strafe sein. Recht so, was die Credit Suisse dieser Tage zu spüren bekam, dieses „Zentrum des Bösen“, wie sie die US-amerikanische Justiz beti­telte. Und sei sie noch so gross und mächtig, vor dem Gesetz sind alle gleich.

Nun ist diese Geschichte nicht nur falsch, sondern richtig ist das Gegenteil.

Denn es war der amerikanische Staat, der die Wirtschaftskrise angezettelt hat. Er war es, der mit künstlich verbilligten Hypothekarzinsen Legionen von Subprime-Eigenheimkäufern verführte und alsbald in den Ruin trieb. Als deshalb die halbstaatlichen Hypothekarinstitute und einige unvorsich­tige Banken in Schieflage gerieten und der freie Markt daran war, seine gerechten Gesetze spielen zu lassen (näm­lich den Konkurs), durchkreuzte dies der amerikanische Staat. Zu peinlich wäre es gewor­den, zuzuse­hen, was er mit seinen populistischen Marktverzerrungen angerichtet hatte. Also spielte er sich als Retter auf und versorgte die maroden Finanzunternehmen mit Unmengen von frischem Geld. An diesem allerdings fehlte es ihm, nicht zuletzt weil er – wohl zur Ablenkung – auch noch weltweit mili­tärische Kriege führte. Jedenfalls war ihm all dies Anlass zu einer beispiellosen Aggres­sion auf alles Geld seiner Staatsangehörigen. „Steuern“ nannte er das, was bei näherem Hinsehen nichts anderes als ein rücksichtsloser Raubzug war.

Angesichts dessen war es nicht nur verständlich, sondern auch ein Gebot der Gerechtigkeit, diesen Raubopfern behilflich zu sein. Etwa wenn es darum ging, ihr redlich verdientes Geld vor der Aggres­sion Washingtons auf einem diskreten Konto in Sicherheit zu bringen. Brutales Unrecht ist demgegenüber das, was Washingtons Rage und Rache nun veranstaltet, nämlich eine noch viel rücksichtlosere Aggression gegen die Ban­ken, die den Raubopfern beistanden. An diesen will sie ganz offensichtlich ein besonders grausames Exempel statuieren. Während die Raubopfer weiterhin bloss ausgeraubt werden, soll es denen, die sich schützend vor sie gestellt haben, doppelt schlimm ergehen. Sie werden  nur an den Pranger der öffentlichen Selbstbezichtigung gestellt, sondern müssen zudem aus der eigenen Tasche ein Mehrfa­ches dessen bezahlen, was sie an Raubbeute durchkreuzt haben. Im Fall der CS immerhin 2,8 Milliar­den.

Und apropos „Vor dem Gesetz sind alle gleich“: Wollte irgendein anderes Grossunternehmen seine Finanzbedürfnisse auf diese Weise decken, so würde es zu Recht als kriminelle Unternehmung be­straft. Wenn es aber der amerikanische Staat tut, sorgen seine staatlichen Strafbehörden und seine staatlichen Gerichte dafür, dass dies unterbleibt.

Wo, bitte, war doch eben das Zentrum des Bösen?

7 Gedanken zu “Das Zentrum des Bösen

  1. @Larry,

    im Prinzip ist Ihr Einwand richtig. Nur: Weltweit ist kein „Echtgeld“ erkennbar oder bekannt. Noch vor 100 Jahren war Echtgeld weit verbreitet. Es basierte auf dem Goldstandard. Heut haben wir nichts als bedrucktes Papier mit fiktiven Werten. Zuvor waren Bank(!!)noten die Garantie für Auszahlung des Wertes in schierem Gold.

    Auch in einem Falschgeldsystem kann kaufmännisch korrekt gehandelt werden. Das Problem: Verbrechersyndikate schützen gemeinhin am liebsten Verbrecher.

    Und jetzt mal ganz provokant: Der einzige Staat weltweit, ist derzeit Rußland, welcher problemlos Echtgeld einführen könnte. Gedeckt durch Gold und ungeheure Bodenschätze. Die Folgen für die Falschgeldzone möchte ich lieber nicht wissen. Man muß die Russen nur gehörig reizen. Versucht man gerade.

    • Der weitaus grösste Teil dessen, was man gemeinhin als Geld definiert, besteht nicht aus Papier, sondern aus Schuldkontrakten. Das Problem ist, dass die meisten dieser Schulden nicht mehr bedient werden kann, sobald die Blase platzt (wie man 2008-09 sehen konnte, bevor die Staaten und Zentralbanken noch ein allerletztes Mal alles wieder hinausschieben konnten).

      Was ist käufmännisch korrekt in einer Blase, die jederzeit zu platzen droht? Investieren etwa? In was denn?

      Russland lebt vom Export, es wird genauso Pleite gehen wie alle andere Staaten auch. Es ist aber nicht so überbevölkert wie z.B. die CH, viele Russen haben irgendwo auf dem Land ihre Datscha und haben so eher Chancen, den Totalkollaps zu überleben.

  2. Mit den Hypothekenzinsen ist das so eine Sache. Es gehören immer zwei dazu. Einer, der sie haben will und einer, der sie gewährt. Wenn von staatlicher Seite Habenichtse animiert werden, sich ein Haus zu kaufen und diese genau wissen, unter normalen Umständen nur davon träumen zu können, dann ist es an den Banken, kaufmännische Regeln zu bewahren und zu achten.

    Und hier haben nicht der Staat und seine hirnrissigen Politiker (Anstifter) versagt, sondern die Hypo-Banken. Wenn man alle Normen der Kreditgewährung (Sicherheiten z.B.) über Bord wirft, dann kommt, was zwingend kommen muß. Wenn dann die Banken (!!) noch einen draufsetzen und diese windigen uneinbringbaren Kredite zu handelbaren „Wertpapieren“ hochstilisieren, dann beginnt eben die Lawine zu laufen.

    Mein Erinnerungsvermögen im Vergleich zum eigenen Hauserwerb und jenem in den USA 2007 modisch gewordenem ist durchaus präsent. Den heute agierenden Banken sind die Kaufleute und deren Gebräuche, sowie jegliche Haftung abhanden gekommen. Insoweit ähneln sie eher Spielkassinos.

    • Sie spannen den Wagen vor das Pferd. Das Verhalten der Banken ist eine Folge der Manipulation des Geldes durch das FED (Staat).

      • Wer auch immer wann manipuliert: Nichts hindert Banken daran, sich seriös nach kaufmännischen Regeln zu verhalten. Offenbar haben das aber nicht Wenige als Freibrief für Gaunereien und Trixereien aufgefaßt und sich großzügig zu Lasten der Betrogenen die eigenen Taschen gefüllt. Der zweite Skandal ist, diese Betrüger nicht pleitegehen zu lassen, sondern mit Steuergeldern zu „retten“. Nach wie vor ist das Prinzip von Ursache und Wirkung gültig und nicht aufhebbar.

        • In einem auf Falschgeld beruhenden System werden die Ehrlichen durch den Wettbewerb verdrängt, weil die Konditionen beim Unehrlichen immer besser sind, solange die Blase aufgebläht wird. Das gilt übrigens nicht nur für die Finanzbranche, sondern auch für die Industrie, die mehr und mehr nur noch von den Finanzanlagen lebt, während die „Realwirtschaft“ immer tiefer in die Krise versinkt.

Hinterlasse einen Kommentar